21.02.2024  Endlich war es soweit. Ein Bus hielt vor unserer Schule und wir, die Klasse 5b, nahmen unsere Habseligkeiten und verstauten sie im Gepäckfach. Dann ging es los. Nach gut einer Stunde Fahrt ins Ungewisse erstrahlte vor uns ein großes weißes Neorenaissance Schloss – die Kenner unter uns erkannten es sofort. Es war das wunderschöne Schloss Boitzenburg (erbaut 1728).

Auf der Suche nach dem goldenen Vokal, oder die Geschichte von einer Klasse die auszog, um das Singen zu erlernen
(Singklassentreffen 21.02.-24.02.2024)


21.02.2024  Endlich war es soweit. Ein Bus hielt vor unserer Schule und wir, die Klasse 5b, nahmen unsere Habseligkeiten und verstauten sie im Gepäckfach. Dann ging es los. Nach gut einer Stunde Fahrt ins Ungewisse erstrahlte vor uns ein großes weißes Neorenaissance Schloss – die Kenner unter uns erkannten es sofort. Es war das wunderschöne Schloss Boitzenburg (erbaut 1728). Wir schleppten also unsere sieben Sachen die steilen Treppen hinauf, wobei die Jungs unter Beweis stellten, dass der eine oder andere schon einmal etwas von einem gewissen Herrn Knigge gehört haben muss, da die Koffer einiger Mädchen unwesentlich überdimensioniert erschienen. Lange Flure, steile Treppen, große Fenster und Türme - irgendwie hatte das alles etwas Aufregendes.  Keine Playstation, kein Handy – große Herausforderungen standen uns bevor! Kaum waren die Zimmer bezogen, ging es auch schon zur ersten Probe. Als wir im Proberaum ankamen, trafen wir auf ca. 100 weitere Kinder aus verschiedensten Schulen und Landkreisen Brandenburgs. Dann stand eine Dame vor uns, klatschte sanft in die Hände und sagte etwas ganz leise.  Da wir bei dem Lärm natürlich nichts verstanden haben, entschieden wir uns, besser kurz leise zu sein und zu lauschen. Wir starteten mit einem gemeinsamen sportlichem Workout und ersten einfachen Singübungen. So folgten wir der Dame, mehr oder weniger aufmerksam. Das war unsere erste Begegnung mit Frau Jennings, der Chorleiterin. So war die erste Chorprobe geschafft und wir konnten uns mit einem leckeren Essen in einem riesigen großen Raum, der wohl mal eine alte Bibliothek gewesen war, stärken. Bei der Größe des Raumes müssen die Schlossherren wohl viel und lange gelesen haben und ziemlich schlau gewesen sein. Danach ging es für eine Stunde in Richtung Zimmer – Feedbackrunde mit Frau Lindenberg, Herrn Hasse und Herrn Richter, bevor es zur zweiten kurzen Probe in einem echten Rittersaal mit einem offenen riesengroßen Kamin ging. Im Keller gab es an diesem Abend eine Disco, die wir kurz besuchten, aber wir entschieden uns, gemeinsam und im kleineren Klassenrahmen, einen schönen Abend zu verbringen. Liedpassagen hatten wir genug geübt, jetzt hieß es Gesellschaftsspiele spielen. Na dann ran an den Tisch! „Faites votre jeu mes amis“. In einem großen Gemeinschaftsraum spielten wir Uno und Schummelmäxchen. Später am Abend kam es, aufgrund der widrigen Witterungsverhältnisse, auf den Wehrgängen des altehrwürdigen Gemäuers zu einem besonderen Vorfall. Vermutlich kam ein Schlossgespenst, unter dem Einfluss von Lachgas, mehrfach von seiner für ihn festgelegten flight lane ab und kollidierte dabei sehr oft und lautstark mit dem Fensterflügel eines Jungenzimmers. Helle Aufregung im Zimmer! Die „Flugsicherheitspersonen“ ermittelten sofort und die wagemutigen jungen Burgherren legten sich sofort wieder in ihre Betten. Der nächste Morgen war da. Geweckt wurden wir maritim mit Wecksprüchen, die beinahe genauso alt waren wie unsere Herberge, oder hatte das Schlossgespenst sich einen Scherz erlaubt? Wir trafen uns im Gemeinschaftsraum, besprachen den Tag, hielten einen Thing. Danach ging es quer durchs Gebäude und ab zum Frühstück und dann die beinahe 100 Stufen hinauf zu den Proben. Es war wirklich schwer, so hochkonzentriert zu üben und dabei leise zu sein. Am meisten haben unsere Jungs versucht, die eine oder andere Hintertür zu finden, die sie aus den geschickten, methodisch und didaktisch geschulten Fängen von Frau Jennings nehmen wollten, um nur für einen kurzen gesegneten Augenblick zu entwischen. An dieser Stelle kam Herr Richter ins Spiel. Immer, wenn wir an der Schwelle zu dieser Tür standen und zu heftig an ihr rüttelten, wurde es sportlich. Offensichtlich mochte er Liegestütze so sehr, dass er sie mit uns gemeinsam übte. Das Level begann bei 20 und endete bei 40, aber am zweiten Tag, nach „gib mir dreißig“, verzichteten wir auf derartige Aktivitäten und waren wesentlich disziplinierter. Nach weiteren Chorübungen sangen wir nun sogar schon im Kanon. Frau Jennings war freundlich, aber sehr zielstrebig und wir, am Klavier von Martin begleitet, gaben unser Bestes. Endlich war Mittagszeit und danach folgte eine längere Pause. Herr Hasse und Herr Richter zauberten Fußbälle aus dem Auto und wir spielten sehr erfolgreich, friedlich und vor allem miteinander gegen andere Teams verschiedener Schulklassen. Dann wieder hoch zur Probe. Die Himmelsleiter hinauf, die ganzen 100 Stufen. Kurz vor Erreichen des Proberaumes, der sich unter dem Dach befand, hörten wir die Klänge einer perfekt gespielten E-Gitarre, dazu brummte melodisch ein Bass, dessen noch fast jugendlicher Eigentümer zwar lächelte, man ihm aber ansah, dass Attila der Hunnenkönig, ein direkter Vorfahre war. Nun waren auch noch ein Schlagzeug und ein Saxophon zu hören. Die rundeten das Gesamtarrangement perfekt ab. Eine richtige Band – Wahnsinn! Mit dieser musikalischen Rückendeckung fiel plötzlich alles leichter und allmählich setzte sich das Puzzle, welches Frau Jennings im Kopf hatte, zusammen. Am nächsten Morgen dasselbe „und täglich grüßt das Murmeltier“.  Proben bis zum ersehnten Mittag, Fußball in der längeren Pause und danach auf zur Generalprobe! Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie anstrengend und trotzdem schön alles war. Zur Belohnung und allgemeinen Erheiterung gab es am Abend im Probenraum eine Kinovorstellung und in einem Nebengebäude des Schlosses eine Zaubershow, diese fiel aber aufgrund eines technischen Defektes leider aus. Stattdessen fanden wir uns alle beim wohl lustigsten Zauberclown des Boitzenburger Landes ein. Natürlich haben wir auch noch allesamt Uno gespielt und haben wiederholt festgestellt, dass Gemeinschaft ohne Handy viel mehr Spaß macht. Das wissen wir jetzt genau! Am nächsten Morgen ein letztes Wecken in „unserem“ Schloss, dann wurden die Sachen zusammengepackt und es ging zum Frühstück. Frisch gestärkt zeigten die starken Jungs wieder, dass Knigge kein Fremdwort für sie ist und wir fuhren mit dem Bus völlig aufgeregt zu den Uckermärkischen Bühnen nach Schwedt. Dort fand noch einmal eine Generalprobe statt. Jetzt waren auch noch junge Erwachsene aus dem Jugendchorensemble Brandenburg anwesend und wir mittendrin. Alle waren sehr freundlich zu uns und Herr Attila Weidemann, Chefmoderator bei RBB, dessen Vorname vermuten lässt, dass er der Bassist war – dem ist allerdings nicht so, begleitete uns mit Schirm, Charme und ohne Melone durch die letzte große Probe. Nach dem Mittagessen im Theater und der Übergabe neuer T-Shirts konnten wir durch die großen Fenster im ersten Stock beobachten, dass unsere Eltern und Verwandten anreisten. Wir schwören hiermit feierlich: Mehr Aufregung geht nicht! Dann war es soweit. Der Vorhang hob sich und unter dem tobenden frenetischen Beifall unserer Eltern und Verwandten verzauberten wir für eine ganze Stunde lang die Bühne und alle Anwesenden. Wahnsinn, was da auf die Beine gestellt wurde! Eine tolle Veranstaltung, eine wunderbare Intention, die gefühlt für einen kleinen Augenblick die Welt anhielt und sie ein kleines Stück besser machte – das kann Musik!

Resümee:
Wir vermissen „unser“ Schloss und haben in dieser kurzen Zeit als Klasse gemeinsam viel gelernt. Einiges wollen wir so, wie wir es dort vereinbart haben, auch in Zukunft im Klassenverband leben. Wir danken Allen, die diese schöne Zeit und dieses tolle Ergebnis möglich gemacht haben!

PS: es kann redaktionell nicht eindeutig bestätigt werden, aber vermutlich war es nur der Wind und es gibt gar keine Schlossgespenster (außer uns)!

Herr Richter für die Klasse 5b